Die Predigt hielt der Theologe und Kunsthistoriker Dr. Dietrich Diederichs-Gottschalk. Im Hintergrund das Bild "Christus in der Kelter".
Christus in der Kelter ist ein im 12. Jahrhundert aufgekommenes Motiv der christlichen Bildsprache. Dargestellt wird Christus bei der Arbeit in einer Weinkelter, wobei der ausfließende gewonnene Wein als Blut Christi von einem Kelch aufgefangen wird. Christus trägt in dieser Darstellung den Pressbaum (Kelterbalken) als sein Kreuz. So presst er die Weintrauben aus und ist zugleich selbst der Ausgepresste, der dem erdrückenden Gewicht des Baums nichts entgegenzusetzen hat.
Das großformatige Kunstwerk, das an der Südseite der Altenbrucher Kirche St. Nicolai hängt, stammt aus dem Jahr 1697, also aus der Barockzeit. Es ist ein Erinnerungsbild, gestiftet von Elias Herlitz im Gedenken an seine Tochter Margreta, ihren Mann Wilckens (also den Schwiegersohn des Stifters) und an dessen erste, ebenfalls verstorbene Frau Adelheit. Die Darstellung steht in der Tradition eines Kupferstichs in der Nürnberger Endter-Bibel von 1641. Bild und Rahmen im Stil des niederländischen Barock wurde vermutlich in Hamburg geschaffen.
Was zunächst ins Auge sticht, ist jedoch nicht das Ölgemälde, sondern der voluminöse geschnitzte Rahmen, der es wie ein Ehren- oder Trauerkranz umgibt. In einem Akanthusrankenwerk, das mit Blüten und Weintrauben durchwunden ist, triumphieren insgesamt zwölf Engel. So dominieren in diesem Rahmen die Symbole des himmlischen Lebens. Die Trauben stehen für den Wein an Gottes Tafel, Sonnenblumen für ein gottgefälliges menschliches Leben. So wie die Blumen der Sonne folgen, so soll der Mensch leben - immer Gott zugewandt!